Massage, die dritte Berührungsform
Die fremden Hände
berühren einen Körper,
die erlaubte Nähe der Nützlichkeit,
um der Gesundheit willen...
Das tiefe Wunder eines oberflächlichen Bandes
wie Gruß oder Unterschrift auf einer Geburtstagskarte.
Wie unsagbar wichtig ist die Alltäglichkeit,
die Verzauberung der Verwechslungen!
Ich verwechsle gerne
diese wiederholte, mechanische Handlung
mit einer ganz anderen Art, einer menschlichen,
ich verwechsle das Sie mit einem Du
in der heiligen Sprachlosigkeit der Stille.
Kontakt, Kontakt, besagt der sanfte Rhythmus
seiner Hände. Gesundheitswünsche singt
die entspannende, beruhigende Bewegung.
Dieser Fremde und ich, wir denken zusammen
an die Wiederherstellung und Erleichterung
meiner verkrampften Muskeln.
Kontakt, Kontakt... in dieser trügerischen Zeit
der Ausgiebigkeit und leichten Verfügbarkeit,
und doch Zeit der Kontaktlosigkeit.
Der Arzt horcht ja kaum unser Herz.
Nur die Masseure berühren noch unseren Leib.
Drei Berührungsformen
habe ich schon gekannt:
die Liebe mit ihren großen, großen Ausrufen,
das Wasser in der Badewanne,
jetzt erlebe ich die Massage.
Die Berührung mit Menschen habe ich gekannt,
auch mit Maschinen,
eine Prothese angefasst,
den Bohrer eines Zahnarztes
gespürt, ein Mikrophon oft
in der Hand gehalten.
Doch der Kontakt von lebender Haut
gegen meine Haut so direkt...
das ist schon etwas ganz anders.
Ich muss etwas über den Fremden sagen.
Jetzt liege ich passiv der rätselhaften
Kadenz seiner therapeutischen Anwendung hingegeben.
Es ist nicht maschinell,
sondern menschliches
Streicheln und Glockenläuten.
Ich würde gerne meine Verwechslung von Identitäten
weiterführen und träumen...